Fauna Höhlenlaufkäfer

Höhlenlaufkäfer © WeigandHöhlenlaufkäfer

Arctaphaenops muellneri

Es gibt keine fremdsprachigen
Artnamen, da der Käfer nur im
Sengsengebirge und Reichraminger
Hintergebirge vorkommt.

Charakteristik: gelblich-farblos, teilweise durchscheinend, überall stark mit einzelnen Borstenhaaren versehen, die teilweise beweglich sind

Lebensraum: Höhle, in völliger Dunkelheit

Verhaltensweisen: kaum erforscht, unter dem Mikroskop konnten ruckartige, nach hinten gerichtete Bewegungen der beweglichen Randborsten beobachtet werden

Der Höhlenlaufkäfer Arctaphaenops muellneri gehört zu den ältesten und den am seltensten beobachteten Tieren der Alpen. Er zählt zu den wenigen überlebenden Arten, die bereits vor mehreren Eiszeiten existierten. Sein bekanntes Vorkommen beschränkt sich auf das Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge. Arten mit einem so eng begrenzten Vorkommen werden Endemiten genannt.

Entdeckt wurde dieser Käfer im Jahre 1970 in der Rettenbachhöhle bei Windischgarsten durch den Insektenkundler Karl Müllner aus Steyr. Der Zoologe M.E. Schmid aus Wien dokumentiert als erster den besonderen Fund als eine bislang weltweit unbekannte und mehrere Millionen Jahre alte Tierart. Neben der Rettenbachhöhle, die übrigens durch diese zoologische Besonderheit als Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurde, sind bis heute nur noch zwei weitere Fundorte bekannt.

Der sechs Millimeter große Höhlenlaufkäfer lebt verborgen im weit verzweigten, unterirdischen Spaltensystem der Kalkgebirge. An diese Bedingungen hat er sich perfekt angepasst. Augen und Flügel sind zurückgebildet, sonnenschützende Pigmente gingen aufgrund der unterirdischen Lebensweise ebenfalls verloren. Dafür hat sich der Tastsinn stark entwickelt. Mehrere lange Sinnesborsten sind am ganzen Körper verteilt, die Fühler sind ausgesprochen lang und haben im Ansatz ein Gelenk.  Dornige Fortsätze und lange Krallen an den Beinen verleihen sicheren Halt im Dunklen. Als Beutegreifer ist der Höhlenlaufkäfer mit kräftigen Mundwerkzeugen ausgestattet.

Spannend ist die Entwicklungsgeschichte der Höhlenkäfer. Um die Wärmeperioden zu überleben, mussten die in der Eiszeit überdauernden und auf feuchtkühle Verhältnisse angepassten Käfer eine entsprechende Lebensraum-Nische finden. Dort wo es möglich war, wie am Rand der nordöstlichen Kalkalpen, fanden die Tiere in höheren Lagen ein Refugium. Durch immer tiefer eingeschnittene Täler wurden jedoch die einzelnen Käferpopulationen isoliert. Im Laufe von Jahrhunderttausenden bildeten sich dadurch mehrere genetisch eigenständige Arten heraus, davon eine auch im heutigen Nationalpark Kalkalpen.